Manchmal überkommt einen aus heiterem Himmel eine Unruhe, Nervosität und Aggression, ohne dies konkret zuordnen zu können. Zum aus der Haut fahren oder mal kräftig gegen einen Sandsack schlagen. Meist bekommt unser Gefühl und unsere Energie der Nächstbeste ab, der uns über den Weg läuft. Selten gehen wir der Ursache auf den Grund, denn einmal am Mitmenschen entladen oder durch heftige Geschäftigkeit überspielt, verschwindet das Gefühl zunächst. Ein emotionales Gewitter hat sich angekündigt und ist durch Missachtung hinter dem Berg verschwunden. Es kommt wieder…
Diesen Sommer gab es bereits gefühlte 122 Gewitter. Meine Faszination für sie ist ungebrochen. Als ich ein kleines Mädchen war, sagte meine Oma zu mir: „Es ist nur ein Blitz und ein Donner. Zähl den Abstand zwischen ihnen und du weisst, wie nah das Gewitter ist.“ Da ich so mit zählen beschäftigt war, ist es mir nie in den Sinn gekommen, Angst davor zu haben. Das ist bis heute so.
Während einem Gewitter in den Bergen fühle ich mich dem Donner und dem Blitz fühlbar näher, als im Flachland. Die wechselnden Wetterfronten erscheinen einem noch direkter und schneller.
All die imposanten Berggipfel verschwinden im Nebel, es wird grau und fast schon dunkel. Der Donner kracht zwischen zwei Berge und hallt wider. In der Verschleierung erhält die Natur eine tiefe, dröhnende Stimme. Blitze durchzucken die Nebelwand. Unbeschreibliche Wucht und Energie! Sturmböen erhöhen die Schlagkraft, mit der die Regentropfen alles tränken.
Ich schaue dem Schauspiel zu und mich überschüttet eine Gänsehaut nach der Anderen. Wie klein und unscheinbar sind wir inmitten diesem Meisterwerk der Natur?
Zieht die Gewitterfront vorbei und teilt sich der Himmel in 2 Kulissen, eine Dunkle und eine Helle, tauchen die Berggipfel wieder frischgewaschen und klar auf, hängen noch vereinzelte Restwolken zwischen den Bergtälern, strahlt die Sonne bereits die ersten Hänge, Wälder und Wiesen wieder an, hat sich die Luft merklich abgekühlt und erfrischt, suche ich den Himmel nach einem Regenbogen ab…schwindet langsam der Zauber, doch seine Magie bleibt.
Am nächsten Morgen hat die Erde IHN hervorgezaubert und stand am Rande meines Weges. Diesen Sommer habe ich gefühlte 5 Steinpilze gefunden und ich freue mich über jeden Einzelnen wie ein Kind.
Die Kindheit im Herzen und der Glaube an Donnergötter, Nebelgeister und Waldzwerge habe ich nicht verloren.
Im Gewitter stehen zu bleiben, zu beobachten was sich regt und zeigt, zeitvergessend im Moment verweilen und die Regentropfen reinigend annehmen, abwartend dem Donnergott lauschen und die Nebelgeister zaubern lassen, seinen Weg erleichtert weitergehen und von Überraschungen beschenkt werden.
Das Schöne nach einem heftigen Gewitter?
Die Ruhe, der Frieden und die Klarheit.
Gewitter haben ihren Sinn, auch wenn manchmal was kaputt geht.
Herzlichst
Erika
Wunderschön beschieben. Auch die Selbstbeschreibung, die ich sofort unterzeichnen würde. Himmel und Erde, Berge und Wasser, Bäume, dichter Wald. Tankstelle, Seelenwaschanlage.
Ein Gewitter am Berg wühlt auf und glättet.
Herzlich, Katja
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Soooo schön! Deine Worte verschlingen einem!!!! War grad im 123. Gewitter durch Deune Worte….
LOVE
Sabine
Von meinem iPhone gesendet
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