Manchmal brauchen wir einen Engel

Sie steht am steilsten Stück der Piste und ihre gesamte Körperhaltung schreit vor Angst. Weiter unterhalb steht ihre Mutter bzw. Stiefmutter, wie ich später erfahren habe und ruft „You can do it!“

Lauferei - Blick zurück Richtung Maschgenkamm

Lauferei – Blick zurück Richtung Maschgenkamm

Nein, kann sie nicht. Ich fühle ihre Angst und fahre zu ihr, stell mich unter ihre Ski und ihren verkrampften Körper. Sehe das sie weint. Sie ist ca. 10 /12 Jahre alt und ich spreche englisch mit ihr. „Atme tief ein, atme tief aus“. Sie entspannt sich, ich halte ihren Arm um ihr Stabilität zu geben. Gemeinsam schaffen wir das, stellen die Ski in eine gute Position und machen zusammen den nächsten Schwung. Sie folgt mir ohne zu zögern und mit jedem Schwung wird sie lockerer.

Lauferei Aufstiegsspur rechts - Abfahrt im Schatten des Spitzmeilengipfels

Lauferei
Aufstiegsspur rechts – Abfahrt im Schatten des Spitzmeilengipfels

Nachdem wir den Steilhang passiert haben, sage ich ihr: „Es macht nichts Angst zu haben. Atme tief ein, atme tief aus und mach den nächsten Schwung“. Sie heisst Olivia und zusammen fahren wir bis zur Talstation Maschgenkamm / Tannenboden.

Lauferei - Wissmeilenpass Blick Richtung Glarner Alpen und Graubünden Flims - Laax

Lauferei – Wissmeilenpass
Blick Richtung Glarner Alpen und Graubünden Flims – Laax

Ich erzählte ihr, dass ich heute 2 mal Angst hatte, aber es gab kein Weg zurück und keine Alternative. Atmen und weiter gehen. Oben am Ziel angekommen war ich sehr erleichtert, aber ich musste ja auch wieder runter. Die Abfahrt war steil und kostete mich einige Überwindung. Doch nachdem ich das steilste Stück hinter mir hatte, war ich stolz, es gewagt zu haben.

Unten angekommen bedanken sich beide bei mir und jeder geht weiter seinen Weg.

Lauferei

Lauferei

Und ich bin fix und alle. Ich habe eine für mich riesige Hürde genommen – den Wissmeilen hoch und unterhalb des Spitzmeilen-Gipfels wieder runter. Anfangs noch Pulver und dann war der Schnee wie Butter – ein Traum – bis zur SAC Spitzmeilen Hütte, die am Wochenende geöffnet hat.

Lauferei SAC Spitzmeilenhütte

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SAC Spitzmeilenhütte

Und damit ist rein theoretisch mein Skitouren-Winter abgeschlossen. Hängt vom Wetter an Ostern ab und wohin es mich verschlägt. Bei der Alp Fursch und den sympathischen Mädels habe ich mich verabschiedet. Wir sehen uns im Sommer wieder. Ab Mitte Juni haben sie voraussichtlich geöffnet.

Und ich bedanke mich bei Dir! Für deine virtuelle Begleitung auf meinen Wegen durch diesen sehr speziellen, abwechslungsreichen und doch eher Sonnen-armen-Winter.

Lauferei Diese Engel wünscht sich niemand. Doch zum Glück gibt es die Rega

Lauferei
Diese Engel wünscht sich niemand. Doch zum Glück gibt es die Rega

Ich wünsche Dir und mir im richtigen Moment einen Engel, der uns ein Stück des Weges begleitet. Und sollte gerade keiner Zeit haben, tief einatmen und tief ausatmen, und weiter gehen im vollsten Vertrauen zu sich selbst….denn meistens fliegt ein Engel mit, auch wenn wir ihn nicht sehen können…

Auf bald…

Erika

Über Erika

Mein Nachname ist Programm in meinem Leben. Immer in Bewegung, selten still, oft schweigend, mit offenen Augen das Leben und die Welt beobachten. Mit den Gedanken einen Schritt voraus und den Gefühlen einen Schritt hinterher. Immer öfter bewusst im Moment, häufig auf Reisen irgendwo zwischen Himmel und Erde, mit festen Boden unter den Füssen. Liebe die Berge und das Meer, brauche Bäume zum auftanken und das Meer zum loslassen. Was ich dabei erlebe, entdecke und beobachte - darüber schreibe ich.
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41 Antworten zu Manchmal brauchen wir einen Engel

  1. Arabella schreibt:

    Das liest sich so gut wie es ist.
    Danke und hab einen guten Tag.

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  2. ..auch wir geniessen das wohl letzte Ski-Wochenende. Der Schnee schon mächtig schwitzt, wie so schön von dir umschrieben, glänzt wie eine Speckschwarte ;-). Herrlich Sonniger Tag! B-)

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  3. Ruhrköpfe schreibt:

    Atmen ist immer gut 😉 Liebe Grüße und bis bald, Annette

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  4. 🔆Sigrid🔆 schreibt:

    Was für Fotos mit dieser gleißenden Sonne. Ich kenne das, man kann solche Augenblicke nicht vergessen, wenn man mal Ski gefahren ist oder Winterurlaube in den Bergen verbracht hat. Und die Angst vor’m Steilhang – der schwarzen Piste – die kenne ich nur allzu gut. Panik vor’m ersten Schwung und davor abzustürzen. Einmal ist mir das passiert, aber mit einem Skilehrer zusammen, der meinte, mich in eine besonders steile Piste fahren lassen zu müssen. Oh Mann, nur die Skikleidung und Brille war hin, mir passierte nichts. Habe noch nie was gebrochen, egal wie schwer ich gestürzt bin. Vor der ersten steilen Piste danach hatte ich richtig Muffensausen, musste es aber wagen, wegen der Überwindung. Vor allem aber bleibt in Erinnerung die Abfahrt in weiten Schwüngen bei strahlender Sonne, azurblauem Himmel und dieses Gefühl der Freiheit und eins sein mit der Natur! Ja, herrlich und danke, dass du mich heute wieder an all das erinnert hast. Liebe Grüße 🔆Sigrid🔆

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  5. ohneeinander schreibt:

    Deine Artikel und die Fotos sind so toll 👍🏻😍

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  6. marliesgierls schreibt:

    Wie schön, dass Du es gemeistert hast, Erika. Dies Gefühl hinterher: unbeschreiblich!!!
    Deine Geschichte mit dem Mädchen habe ich fast identisch erlebt. Allerdings war ich nicht der Retter, sondern die Mutter. Mein Sohn 10 Jahre schon etwas Ski-erfahren fährt mit uns, sonst war er meist im Kurs, plötzlich überkommt ihn die Angst, es geht nichts mehr, mein Mann und ich sind ratlos, er ist nicht zu bewegen, weiterzufahren, aber wir müssen!. Da sieht uns ein Mann aus dem Sessellift, wir waren mit ihm mit der Gondel schon aufgefahren und ruft, wir sollen warten. Dann kommt er, schickt uns etwas weg und übernimmt das Geschehen, und es funktioniert. Ruwen fasst wieder Vertrauen , der fremde Mann bringt ihn sicher vom steilen Stück weg und dann ist er wie ausgewechselt, will nur noch fahren , von Angst keine Spur mehr. Dabei habe ich selber Kinder-Skikurse gegeben, und alle haben mir vertraut, aber hier wollte er von seinen Eltern nichts mehr annehmen. Gut, dass dann andere einspringen können.
    Nun hast Du mich wieder in alte Zeiten versetzt, Erika! Wie machst Du das immer?
    Liebe Grüße Marlies

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  7. meinesichtderwelt schreibt:

    Wie oft man doch das Atmen vergisst, dabei ist es so wichtig. So gut geschrieben, vielen Dank dafür. Liebe Grüße in den Sonntag abend

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  8. Jürg schreibt:

    da warst du wirklich ein wahrer Engel für das Kind, und dies noch kombiniert mit solch einer Tour. Du darfst jetzt wahrlich Stolz sein ! Gruess Jürg

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  9. Wollwesen schreibt:

    Liebe Erika,

    Wie schön, dass Du dieses Mädchen so gut hast begleiten können…Und es stimmt einfach: Irgendwie hat man doch immer Begleitung auf die eine oder andere Art in schwierigen Situationen.

    Liebe Grüße an Dich,
    Helga

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  10. arianezuber schreibt:

    Sehr schön geschrieben und so warmherzig – danke. Einen schönen Sonntag für Dich, liebe Erika und einen beflügelten Start in die neue Woche für Dich….

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  11. Marion Lukas schreibt:

    Liebe Erika, ja das Atmen! Gelingt mir bewusst, wirklich nur draussen in der Natur. Ich bin ein Draussenmensch:o)
    Tolles Erlebnis!
    Liebste Grüsse zu dir von
    Marion

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  12. allesistgut schreibt:

    Toll, wie einfühlsam Du dem Mädchen geholfen hast. Dass Du Dich vorher selbst dazu überwinden musstest, las man aus den ersten Worten gar nicht raus. Der Hang sieht wirklich ziemlich steil aus. Da kannste echt stolz auf Dich sein.
    Liebe Grüße und danke für die wunderbaren Sonnenbilder aus den Bergen. 🙂

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    • Erika schreibt:

      Meine Überwindung war abseits der Piste und um zurück zu kommen zum Auto,
      muss ich über die Piste und der obere Teil ist eher steil und teilweise vereist gewesen. Ein bisschen verwirrend die Berge…

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  13. sylviawaldfrau schreibt:

    Schön wie du erkannt hast, dass da die Angst vorherrschend war. Das ist eine Gabe und helfen immer wieder eine Bereicherung. Danke für die wunderschönen Geschichten und auch für deine Hilfsbereitschaft. Ich finde das toll.

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  14. kowkla123 schreibt:

    nicht nur manchmal, liebe Erika, wünsche eine stressfreie Woche

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  15. Sabine Kunz schreibt:

    Mejjjj! Da warst DUUU der Engel! Und wie!!! So eine schöne Geschichte!!!

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  16. kowkla123 schreibt:

    LIebe Erika, mache eine Pause, alles Gute für das Fest, KLaus

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  17. kowkla123 schreibt:

    alles Gute für dich und noch einen schönen Ostermontag

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  18. drnessy schreibt:

    Hallo Erika, es ist schön, an Engel glauben zu können… Schade, dass Du Dich um das Kind kümmern mußtest… Aber toll, wie alles gut gegangen ist! Ales Liebe, Nessy von den happinessygirls

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  19. muschelfinderin schreibt:

    Das mit der Angst am Hang ist so eine Sache.
    Vor vielen Jahren – und das war dann das Ende meiner Skifahrerei stand ich am Hang und hatte meinen Skilehrer überredet, eine Sprungübung auf einer kleinen natürlichen Schneeschanze zu machen. Als ich dort oben stand und hinab blickte, bekam ich Angst. Ich spürte, wie verkrampft ich war, doch ich genierte mich zu kneifen. ich wollte mir nicht vor allen Anderen in der Gruppe die Blöße geben – schließlich hatte ich die Übung vorgeschlagen. Also biss ich wohl die Zähne zusammen (und atmete wahrscheinlich nicht – so wie du es beschreibst) und sauste da hinunter, um dann unten so unglücklich über meinen Knien in mir zusammenzusacken, dass es knirschte und ich mir die Bänder des rechten Knies anriss. Das tat sowas von höllisch weh … Gipsbein, Krankschreibung. Der Urlaub war gelaufen.
    Ich versuchte es zwei Jahre später erneut, doch die Angst fuhr seitdem immer mit … und ich stieg dann vom Abfahrtsski auf Langlauf um.
    Ich wünschte, ich hätte damals so einen Engel wie dich an meiner Seite gehabt.
    Gelernt habe ich aber, dass ich auf mein Bauchgefühlt hören muss. Unbedingt – und zu jeder Zeit. Sich eventuell lächerlich zu machen, steht in keinem Verhältnis zur eigenen Gesundheit.

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