Klang der Stille

Einmal raus aus den gewohnten Umlaufbahnen, der kindlichen Neugierde Raum schenken und Neues entdecken. Einem Ruf folgen und sich mit leicht, gepacktem Rucksack auf den Weg machen.

Lauferei – Fextal Sils Maria Engadin

Einen alten Baum soll man nicht verpflanzen. Hier wurde ein ganzes Hotel um 1900 verpflanzt. 1850 erbaut, gehörte es zum Kurkomplex von St. Moritz Bad. Es wurde in seine Einzelteile zerlegt und mit Pferdefuhrwerken ins Fextal gefahren.

Lauferei – Hotel Fex

Hier steht sie seither, die alte Dame der Hotellerie mit ihren zauberhaften Details, knarrenden Fussböden, krachenden Holzwänden und all der einzigartigen Behaglichkeit und Schönheit, wie es nur alte Häuser auszustrahlen vermögen.

Lauferei

Vielleicht sind es all die vielen Geschichten vom Leben, vom Lachen, Lieben, Leiden und Leichtigkeit, die von den Wänden erzählen könnten. Zu hören wären sie, an diesem unglaublich stillen Ort, umgeben von den mächtigen Bergen des Engadins.

Lauferei – Salon

Die Wanduhr mit ihrem tiefen Glockenschlag reisst einen aus der Stille und der Versunkenheit in die Betrachtung der Welt, vor dem Fenster.

Lauferei – Speisesaal mit Blick Richtung Süden

Nur ein suchendes Auge findet…die Gemsen in ihrem dunklen Winterkleid, die am östlichen Hang zur Dämmerung oder zur Frühstückszeit auf den kargen Wiesen zwischen den Schneefeldern stehen. Die Yaks mit ihrem scheinbar wuchtigen Körpern und zierlichen Beinen, die erstaunlich schnell über die Koppel rennen und sich gegenseitig zum Spiel auffordern. Eine dicke Katze, die durch den Schnee streift und ein Boarder-Collie, der erwartungsvoll auf seine Kommandos wartet. Ein Lächeln, Zufriedenheit und tiefe Ruhe, während die hausgemachte Marmelade vom frischen Brot rinnt.

Lauferei – Yaks

Hier könnte die Welt zu Ende sein, doch der Weg führt noch weiter…bis ans wahrhaftige Ende dieses Tals mit der kräftigen Frühlingssonne im Gesicht.

Lauferei – Fexergletscher

Weder im Leben, noch auf einem Weg lässt es sich um die Ecke schauen. Manche Überraschung erwartet einen…

Lauferei – bewirtete Alp Muot

In diesem Tal hat die Stille einen Klang, der sich im Herzen vernehmen lässt. Die Zeit gewinnt an Wert und Tiefe,  es zählt nur das Sein und das friedliche Pulsieren der Lebendigkeit.

Lauferei

Als Abschiedsgeschenk, darf ich auf dem Rückweg das ganz junge Leben einer Ziege bewundern und die Fürsorge der Mutter, wie sie den zitternden Körper ableckt und mich mit einem stolzen Blick anschaut. „Schau her, mein Kind“ So schön…

Über Erika

Mein Nachname ist Programm in meinem Leben. Immer in Bewegung, selten still, oft schweigend, mit offenen Augen das Leben und die Welt beobachten. Mit den Gedanken einen Schritt voraus und den Gefühlen einen Schritt hinterher. Immer öfter bewusst im Moment, häufig auf Reisen irgendwo zwischen Himmel und Erde, mit festen Boden unter den Füssen. Liebe die Berge und das Meer, brauche Bäume zum auftanken und das Meer zum loslassen. Was ich dabei erlebe, entdecke und beobachte - darüber schreibe ich.
Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Unterwegs abgelegt und mit , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

28 Antworten zu Klang der Stille

  1. Struppi-2009 schreibt:

    Wunderschön!!! Danke für die schönen Bilder mit der tollen Beschreibung.

    Gefällt 2 Personen

  2. marliesgierls schreibt:

    Die Zeit scheint stehen zu bleiben, bzw. hat keine Bedeutung mehr. Wie immer ein wunderbarer Ausflug, auf dem ich Dich gerne begleitet habe.
    Einen schönen Rest-Sonntag wünsche ich Dir liebe Erika,
    Servus Marlies

    Gefällt 2 Personen

  3. Arabella schreibt:

    Es ist mir immer ein großes, beruhigendes Vergnügen deine Beiträge zu geniessen.

    Gefällt 2 Personen

  4. Ulrike Sokul schreibt:

    Herzensdank, liebe Erika,
    für diesen feinsinnigen Ausflug in Berge, Täler, Hotelaurageschichten und für den innigen Blick auf das streichelzarte Ziegenmutterglück. 🙂

    Gefällt 2 Personen

  5. Tammy Twinkle schreibt:

    Beautiful! So peaceful.

    Gefällt 1 Person

  6. alltagschrott.ch schreibt:

    Ich habe die Stille, die Schönheiten und die Zufriedenheit aufgesogen. Danke für die wunderbaren Fotos.
    Auch Dein Kommentar „man kann auf dem Weg (wie im Leben) nicht um die Ecke schauen“ hat mich berührt.
    Sei herzlich gegrüßt. Priska

    Gefällt 2 Personen

    • Erika schreibt:

      Liebe Priska ich danke dir recht herzlich. Ja, beim wandern fällt es mir leichter nicht um die Ecke schauen zu können. Dabei ist es im Leben nicht viel anders: vertrauen, neugierig bleiben und los marschieren. Liebe Grüsse Erika

      Gefällt 2 Personen

  7. Arno von Rosen schreibt:

    „Weder im Leben, noch auf einem Weg lässt es sich um die Ecke schauen.“ Ein schönes Statement und tolle Naturbilder hast du uns mitgebracht. Ich liebe ganz alte urige Lokale oder eine alte Almhütte mit groben Bänken und Tischen. Nichts geschönt, dem Zweck unterworfen und mit tausenden kleinen Geschichten behaftet! Danke liebe Erika 🙂

    Gefällt 2 Personen

  8. flowerywallpaper schreibt:

    Hallo Erika. Also die Fotos von dem einsamen Tal regen sofort meine Gedanken zum Schitourengehen an. Ich bin 2014 mit dem Rad dort vorbeigefahren. Mein Ziel war Nizza. Da habe ich nicht viel links und recht geschaut. Grüße aus dem Salzburger Land.

    Mittagspause in Sankt Moritz

    Gefällt 1 Person

    • Erika schreibt:

      Das glaub ich dir. Es waren einige unterwegs. Meine Tourensachen sind seit gestern eingesommert. Hab leider keine Zeit mehr. Mit dem Rad nach Nizza🤔 Eine schöne, anstrengende Idee

      Like

  9. wholelottarosie schreibt:

    Hach….
    wie zart, zerbrechlich und beschützenswert die kleine Ziege….so fragil und niedlich.
    Dieses Bild berührt mein Herz.
    Und wie einladend und gemütlich das alte Hotel….so gerne würde ich mich in dem behaglichen Gastraum niederlassen und die Stille genießen.
    Wie schön und vielfältig die Welt doch ist!
    Voller Wunder!
    *
    Danke an dich für diesen wunderschönen Artikel und die stimmungsvollen Fotos.

    Gefällt 1 Person

    • Erika schreibt:

      Danke schön liebe Rosie für deine Empathie. Dir wäre der Abschied auch schwer gefallen, vom Hotel und dem kleinen Nachwuchs.

      Gefällt 1 Person

      • wholelottarosie schreibt:

        Ganz bestimmt…
        ..und ganz bestimmt würde ich immer wiederkommen.
        Neugierig wäre ich, wie sich das kleine Zicklein entwickelt.

        Gefällt 1 Person

      • Erika schreibt:

        Das zu beobachten wäre wunderbar. Leider ist es so: sollte es ein Mädchen sein, dürfte es lange leben. Sollte es ein Junge sein und kein Bock für die Zucht gebraucht werden, ist sein Leben sehr kurz. Wie auch immer…es darf an einem wunderschönen Platz bei seiner Mama leben.

        Gefällt 1 Person

  10. Wollwesen schreibt:

    So schön wieder hast Du diese Atmosphäre dort mit Deinen Worten und Bildern eingefangen!
    Und beim Bild von Mutterziege und Zicklein ging mir natürlich das Herz auf, wie Du Dir denken kannst…!
    Liebe Grüße,
    Helga

    Gefällt 1 Person

  11. zeilentiger schreibt:

    „Hier könnte die Welt zu Ende sein, doch der Weg führt noch weiter…“ Dieser Satz gefällt mir ganz besonders gut.

    Gefällt 1 Person

  12. DoMeNiCo schreibt:

    Toller Blog und sehr schöne Bilder!

    Gefällt 1 Person

  13. kowkla123 schreibt:

    hurra, Wochenende ist da

    Gefällt 1 Person

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..