Der tiefe, warme, erdige Klang einer Kirchenglocke reisst mich aus den Gedanken und stoppt mein Tun. Es ist eine der Glocken der Mariahilf-Kirche in Au / München. Noch nie zuvor habe ich diesen Ton gehört, der die Erde vibrieren lässt. Schaue zur Turmspitze in den Himmel und bin für die Dauer des Geläuts weg aus dieser Welt.
Eine Welt in der von Ebola, zunehmenden Flüchtlingsströmen – inzwischen auch im Olympiastadion einquartiert – und von den Kriegen gesprochen wird. Die Angst und Sorge in den Gesichtern zu sehen ist, nichts mehr sicher scheint und viele Fragen unbeantwortet bleiben.
Die Auer Dult in München ist eine kleine Insel – eine Auszeit. Ein Stück München und Tradition, wo noch bayrisch gesprochen wird und bis anhin noch keine Touristenbusse angekarrt werden – soweit ich weiss. Ein Warenmarkt von Antik, über Handwerkskunst bis hin zum Plastikeimer. Eine Wechselspiel der Gerüche von gebrannten Mandeln, Magenbrot, Fischsemmel, Steckerlfisch, frisches Sauerkraut, Bratwürstl, Currywurst, Crepes, Auszogne, Dampfnudeln, und für in der Schweiz Lebende Deutsche – frisches, knuspriges Sauerteigbrot! Die letzte Dult des Jahres ist die Kirchweih-Dult und existiert seit dem 14. Jahrhundert. Im Laufe der Zeit wurde aus dem Kirchenfest ein Jahrmarkt für Jung und Alt.
Menschen, die fröhlich und entspannt diesen warmen Herbsttag geniessen, gemütlich bleibts auch wenn sich ab Mittag die Gassen füllen. Gesprächige, sympathische Marktstand-BesitzerInnen, Kinderlachen und Stimmengewirr. Erstaunlich ruhig – friedlich!
Für mich war es eine Erinnerungsreise in meine Jugend, denn kaum etwas hat sich auf der Auer Dult verändert. Was mich damals begeisterte, hat auch heute noch Gültigkeit. Ausgenommen, dass ich nicht mehr auf die Schiffsschaukel darf.
Im Schutz oder unter der Obhut der Mariahilf-Kirche ein wunderschöner Tag. Vergessen, was die Welt und jeden Einzelnen beschäftigt.
Pfiads Aich
Erika
Auszogne = Schmalzgebäck