Es ist ein leichtes sein Leben mit demjenigen eines Schwerkranken zu vergleichen. Die einen denken „zum Glück stecke ich nicht in seiner Haut“ andere versinken im Mitleid, das dem Kranken gar nichts bringt. Wieder andere zeigen Mitgefühl und tiefe Betroffenheit und zuletzt gibt es jene, die erkennen wie wertvoll ihre Gesundheit ist und wie Dankbar sie für all die Schätze und Reichtümer in ihrem Leben sein dürfen.
Der Schwerkranke weiss bewusster und unüberwindbar, wie nah sein Ende ist und doch schwingt vielleicht noch ein kleiner Funke Hoffnung in ihm, die Krankheit wie durch ein Wunder besiegen zu können.
Doch wer sagt, dass uns „Gesunden“ das Ende nicht auch unmittelbar bevorsteht? Uns könnte ein Ziegelstein auf den Kopf fallen, wir werden im Auto oder auf dem Fussgängerstreifen abgeschossen, oder unser Herz hört einfach auf zu schlagen? Wer weiss das schon? Zum Glück wissen wir es nicht, wann die letzte Stunde geschlagen hat. Wir leben, als wäre das Ende unendlich weit weg, aber ist es das wirklich? Wieviele Tage, Stunden und Minuten lassen wir verstreichen ohne wahrhaftig wahr zu nehmen, dass wir atmen, unser Herz schlägt, das Blut durch unsere Adern fliesst, dass wir leben und lieben? Der Kopf ist voller Gedanken, Pläne, Träume und jeder Moment wird von Gefühlen und Wahrnehmungen begleitet, deren Beachtung im Trubel verloren geht.
Ich habe schwer kranke Menschen im Krankenhaus erlebt, denen ich zuvor im gesunden Zustand begegnen durfte. Plötzlich war die Dominanz und die Selbstsicherheit tiefer Dankbarkeit gewichen, da ich ihnen die Schnabeltasse mit Tee gefüllt habe, ihnen Sachen gereicht habe, an die sie selbst aufgrund der Apparaturen nicht gelangen konnten. Millionenschwere Söhne standen vor ihrer kranken Mutter, wie hilflose kleine Jungs und hatten nur einen Gedanken – zu verschwinden. Familienangehörige, die sich für immer verabschieden mussten und der Mensch nach meinem freien Tag, nicht mehr da war, nicht mehr gelebt hat. Es gäbe 1000 Begebenheiten….
Einem Menschen, der sich bald von seinem irdischen Leben verabschiedet, kann man keine aufmunternden Worte schenken….aber ihn nach seinen Bedürfnissen fragen, ein Lächeln schenken, in den Bademantel helfen, das Kopfkissen aufschütteln und viele Kleinigkeiten mehr… Aufmerksamkeit, ihn anschauen und wahrnehmen…
….Menschen, denen wir begegnen können wir ein Lächeln schenken, die Tür aufhalten, den Vortritt lassen, ein „Hallo“ schenken, in den Mantel helfen, einen Sitzplatz anbieten, ihnen ins Gesicht schauen, sie wahrnehmen und im Fluss des Lebens mit ihnen atmen…denn keiner weiss, wann wir das letzte Mal ausatmen….
Die Konfrontation mit Schwerkranken und dem Tod sollte jedem Einzelnen das Geschenk des Lebens und der Gesundheit bewusster machen. Die selbstinszenierte Dramaturgie des Lebens mit all seinen Problemen, Sorgen und Wehwehchen relativieren, denn selbst wenn vieles nicht mehr möglich – machbar – realisierbar ist, ist doch noch verdammt viel da!
Lebenszeit!
Ja, es gibt die Tage, da kann ich nichts Schönes erkennen und niemanden anlächeln, nicht mal mich selbst. Da bewege ich mich ausschliesslich in meiner Welt und bin blind für mein Drumherum. Das geht schnell vorbei, ein bisschen im Selbstmitleid dümpeln und dann darüber lachen. Denn ich habe immer die Wahl!
Das Leben und alle seine Wunder ist stärker, machtvoller und so viel erfüllender!
Erika
Ich muss nicht oft beim Lesen weinen – hier aber schon…
Danke für die wertvolle Lebenszeit, die du mir mit deinem Beitrag geschenkt hast 🙂
Liebe Grüße,
Julia
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Oh, das trifft mitten in mein Herz! Liebe Julia ich danke dir und bitte weinen aus Freude und Dankbarkeit. Umarme dich..
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Natürlich – das waren alles Gerührtheits- Freuden- und Dankbarkeitstränen – alles in einem 🙂
Drücker zurück,
Julia
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So soll es sein!
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… Ich habe immer die Wahl, danke fürs dran Erinnern. Liebe Grüße von Doris
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Gern geschehen…
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Liebe Erika, mir klingen deine Zeilen nicht fremd, ich bewege mich gerade sehr bewusst in meinem Leben. Manchmal schweife ich wieder ab, kann mich aber gut wieder besinnen.
herzliche Grüsse sende ich dir.
Marion
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Liebe Marion da geht es uns allen gleich, glaube ich. Schönes Wochenende!
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