Ein Stück trockenes Brot

Eine kleine Hand greift in den Plastiksack mit trockenem Brot, das für die Ziegen bestimmt ist, und nimmt sich ein Stück heraus. Giacomo nagt genüsslich daran, während wir zusammen oberhalb von Borgonovo in der Wiese sitzen.

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Warmer Südwind lässt goldene Blätter des Mischwaldes auf uns schneien.

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Giacomo ist der jüngste Spross einer jungen Familie, die hier im Bergell zu Hause ist. Viele Tiere spielen dabei eine wichtige Rolle. Die robusten Heidschnucken mit ihren zierlichen, dünnen Beinchen, Ziegen, 2 Esel und 2 Hunde.

Lauferei - oberhalb von Borgonuovo / Bergell

Lauferei – oberhalb von Borgonovo / Bergell

Giacomo’s ältere Schwester Eva springt über die Wiesen und sammelt die letzten Blumen zu einem Strauss. Die Ziegen, die derzeit nicht gemolken werden – Schonzeit – um zu gewährleisten, dass sie für den Nachwuchs genügend und gute Milch geben werden, dürfen vogelfrei durch die Wälder und über die Wiesen strawanzen. Sie sind unauffindbar.

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Das Bergell, ein italienisch sprachiges Tal im Süden Graubündens, das sich vom Malojapass bis Chiavenna erstreckt, zeigt sich an diesem Tag von der allerschönsten Seite. Die Mera / Maira, die durch das Tal fliesst, glitzert in der Sonne und fliesst gen Süden.

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In dem kleinen Dorf Borgonovo ist der Künstler Alberto Giacometti geboren und begraben. Im Bergell vergeht die Zeit langsamer und das besondere Licht hat viele Künstler hierher gelockt und inspiriert.

Lauferei - Blick Richtung Chiavenna

Lauferei – Blick Richtung Chiavenna

Das Bergell ist auch bekannt für seine grossen Kastanienwälder rund um Soglio.

Lauferei - Borgonuovo

Lauferei – Borgonovo

Ein unglaublich, schönes Tal mit charakteristischen Stein- und Walserhäusern. Engen kleinen Dörfern, dessen Bild  leider durch viele verlassene oder nur kurzzeitig bewohnte Häuser bestimmt wird. Die Jungen wandern ab, da sie kaum Arbeit finden und manche kehren wieder zurück, wie diese junge Familie und bauen sich eine Existenz auf. Kein leichter Umstand und doch sind sie zufrieden. Wirken auf mich ausgeglichen und das zeigt sich auch bei jedem einzelnen Tier.

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Meine Patenschaft für Theresia habe ich um ein Jahr verlängert. Einerseits, weil es mir grosse Freude bereitet und ich somit immer einen Grund habe, um ins Bergell zu fahren und zum anderen, um diese Familie in ihrer Arbeit zu unterstützen.

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Ziegen und Schafe leisten wertvolle Landschaftspflege. Denn durchs Bergell führt ein Weitwanderweg, der Via Sett. Ein Höhenweg mit grandiosen Aussichten und diese wollen die Wanderer auch in Zukunft bewundern und geniessen können. Ein Dank unter anderem an die Vierbeiner.

Lauferei - herbstliches Farbenspiel

Lauferei – herbstliches Farbenspiel

Giacomo hat sein trockenes Stück Brot, von Ziegen ungestört, aufgegessen. Am liebsten würde ich hier oben sitzen bleiben bis die Sonne untergegangen ist.

Ich werde wieder kommen….wegen meiner Ziege Theresia, der sympathischen Familie, der beeindruckenden Landschaft und der friedlichen Atmosphäre in diesem Tal…und ich werde den Via Sett laufen…mit einem Stück trockenem Brot im Rucksack.

http://www.bregalia.ch

http://www.viasett.ch

Mein Bericht über Theresia:

Die Mädels kommen!

Über Erika

Mein Nachname ist Programm in meinem Leben. Immer in Bewegung, selten still, oft schweigend, mit offenen Augen das Leben und die Welt beobachten. Mit den Gedanken einen Schritt voraus und den Gefühlen einen Schritt hinterher. Immer öfter bewusst im Moment, häufig auf Reisen irgendwo zwischen Himmel und Erde, mit festen Boden unter den Füssen. Liebe die Berge und das Meer, brauche Bäume zum auftanken und das Meer zum loslassen. Was ich dabei erlebe, entdecke und beobachte - darüber schreibe ich.
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27 Antworten zu Ein Stück trockenes Brot

  1. Nacho schreibt:

    Wieder ein schöner, mitreißender Bericht, der einem Beine macht 😉! Und wie immer sehr schöne Fotos.
    Danke und liebe Grüße, Achim

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  2. Random Randomsen schreibt:

    Eine wunderschöne Gegend, die auch bestimmt eine ganz besondere Lebensqualität bietet. Leider fehlt oft der politische Wille, die Dörfer in solchen Gegenden vor dem Aussterben zu bewahren. Schulen werden geschlossen. Der öffentliche Verkehr wird reduziert. Einkaufsmöglichkeiten verschwinden. Und irgendwann ist der Punkt erreicht, wo der Prozess kaum mehr aufzuhalten (geschweige denn umzukehren) ist. Dafür werden die Ballungszentren immer noch geballter (mit allen Folgeproblemen).
    Autsch! Alberto Giacometti habe ich immer für einen Tessiner gehalten.

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    • Erika schreibt:

      Stolzgeschwellte Brust: du hast etwas gelernt auf meinem Blog! Giacometti ist Bergeller.
      Es sind Lebenskünstler, die sich in diesen Tälern niederlassen. In Vicosoprano hat es einen Kindergarten. Der Bus pendelt stündlich zwischen Maloja und Chiavenna. Ich denke in diesen Tälern ist die Familie, Freunde und Nachbarschaft sehr, sehr wichtig. Ich würde gerne in einem abgelegenem Tal leben wollen, aber den Goldesel habe ich auf meinen Wanderungen noch nicht gefunden.

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      • Random Randomsen schreibt:

        Ja, das ist doch eine feine Sache. Da hast du mich auf deiner schönen Wanderung so ganz elegant im Vorübergehen von einem jahrelangen Irrglauben befreit. 🙂
        So lange eine gewisse Grundinfrastruktur bestehen bleibt, überlebt auch die Hoffnung für diese Dörfer. Denn abgesehen von der schönen Umgebung bietet ja auch dieser von dir erwähnte besondere Gemeinschaftssinn ein Plus an Lebensqualität.

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  3. Arno von Rosen schreibt:

    Herzvibrierend schön geschrieben und bebildert liebe Erika!

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  4. Marion Lukas schreibt:

    Liebe Erika,
    wunderschöne Bilder! Theresia gefällt mir sehr gut. Ich habe eine grosse Liebe zu Ziegen. Warum auch immer? Vielleicht wegen der heidi, die in mir steckt ;o)
    Hab eine tolle Woche.
    Grüße für dich von mir.
    Marion

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    • Erika schreibt:

      Danke dir liebe Marion. Ziegen sind clever, frech und fressen alles. Und sie sind manchmal auch sehr treue Kumpels. Wir suchen uns ein Stück Land und halten Ziegen….

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  5. Erika Kind schreibt:

    Was für ein Traumtag, Erika! Danke für die schönen Fotos!

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  6. Ich stelle mir vor, dass es recht anstrengend ist so abgeschieden zu leben. Einerseits erstrebenswert – andererseits ? Ich weiß es nicht! In Tälern zu leben bedeutet auch oft im Winter die Sonne nur selten zu Gesicht zu bekommen. Ansonsten war es für dich ein wunderschöner Tag mit Wiederholungswunsch ♥ Liebe Grüße, Sigrid

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    • Erika schreibt:

      Ja, das ist so. Es braucht gute Organisation, einen eigenen Garten, fast überall waren ein paar Hühner beim Haus und eine grosse Portion Bescheidenheit. In einer Woche verabschiedet sich die Sonne für 2 Monate aus Borgonovo. Doch ein paar Meter hoch den Berg und da ist sie wieder.
      Danke dir fürs Mitkommen ins Bergell und liebe, sonnige Grüsse zu dir. Erika

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  7. kowkla123 schreibt:

    wunderschön, lass dich nicht erschrecken, wünsche eine gute Woche möglichst ohne Stress

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  8. marliesgierls schreibt:

    Da möchte ich mich jetzt auch hin zaubern und die Seele baumeln lassen. So eine wunderschöne Gegend, Du bist zu beneiden.Bald halt ich das nicht mehr aus..
    Lieben Gruß Marlies

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  9. zeilentiger schreibt:

    Wie gut es die Ziegen da gerade haben!

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  10. sylviawaldfrau schreibt:

    In deine sehr persönlichen Geschichten kann ich immer tief eintauchen und es entsteht Sehnsucht bei mir. Lange war ich nicht mehr in den Bergen, obwohl es nicht einmal weit ist. So freue ich mich besonders über deine Erzählungen und nächstes Jahr, werde ich selbst dahin aufbrechen……..

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  11. Wollwesen schreibt:

    Du machst mir Lust, sofort wieder loszufahren und diese wunderschöne Gegend zu entdecken!
    Ich wusste, ehrlich gesagt, gar nicht, dass es außer dem Tessin noch eine italienisch-sprachige Gegend in der Schweiz gibt.
    Grüße an Dich und an Deine Patenziege, wenn Du ihr das nächste Mal begegnest,
    von
    Helga

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  12. Jürg schreibt:

    Hoi Erika da hast du wahrlich noch echt sonnige Herbsttage im Bergell erleben dürfen. Gefällt mir auch sehr, dieses einsame Tal. Und die Kastanienwälder, herrlich. Hoffe wir sehen uns mal gelegentlich wieder auf einer Tour – evtl. dann mal im Schnee auf der Seebenalp. Gruess Jürg

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    • Erika schreibt:

      Lieber Jürg Danke dir. Ich glaube, auf der Seebenalp liegt schon Schnee. Glaubt man gar nicht hier unten. Die Grenze ist nicht weit weg, schau ich zum Fenster raus. Melde dich, wenn ihr dort unterwegs sein wollt. Liebe Grüsse

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