Mit dem Wind 1

Die grössten Herausforderungen im Leben sind jene, wenn das Herz am schnellsten schlägt, Adrenalin ausgeschüttet wird und der Körper zu beben beginnt.

Die Kulisse der Herausforderung ist Nebensache. Wir sind gefordert: mit oder gegen den Wind? Gewinnt die Angst oder der Mut? Nutzen wir die Gelegenheit oder lassen wir sie verstreichen? Bleiben wir, wo wir stehen oder gehen wir einen Schritt auf unserem Weg weiter? Wagen wir ein Risiko oder bleiben wir in der scheinbaren Sicherheit?

Das einzig beständige im Leben ist die Veränderung, täglich schaut das Leben vorbei und fragt: „Kommst du mit?“ Und wer immer nur nein sagt, muss sich nicht wundern, wenn das Leben vorbei kommt und einem einen Tritt in den Hintern verpasst. Spätestens dann, wäre es gut, sich zu bewegen. Das Leben ist einfallsreich.

Mein Leben fragte mich vor einigen Jahren: „Willst du segeln?“ und wie immer brauchte ich Zeit, Diskussion mit Oki (mein innerer Schweinehund und Zweifler) und Kämpfe mit meiner Angst – mein anhänglicher Schatten. Selbstverständlich spulten sich in meiner Phantasie alle möglichen Szenarien ab, incl. Bermudadreieck, das Schiffe verschluckt. Doch dort sollte der Segeltörn nicht hinführen, sondern nach Griechenland.

Ok! Ich bin dabei!

Die 1. grosse Herausforderung war mein Gepäck auf einen winzigen Seesack zu reduzieren. Die 2. das schmale Brett, dass das Segelschiff mit der Hafenmauer verbindet. Doch, wie so oft im Leben, wenn die Angst einen wie angewurzelt stehen bleiben lässt, wird einem eine Hand gereicht und hilft. Eine 3. Herausforderung gab es nicht. Der Rest der Reise war phänomenal und einer meiner genialsten, schönsten Erfahrungen, die ich bisher Dreimal erleben durfte.

Lauferei

Lauferei

 

Zu jedem Segeltörn hatte ich einen Reisebericht geschrieben und ich möchte euch in Auszügen daran teilhaben lassen:

LEE (die vom Wind abgekehrte Segelseite)

Unser Leben ist ein Schiff,
auf das wir gesetzt werden, und schnell gezeigt bekommen, dass wir rudern und kämpfen müssen, um an unser Ziel zu gelangen. Manchmal – ohne zu wissen, welches Ziel dies ist.
Wir treffen Menschen,
die uns begeistern oder uns missfallen.
Sie dürfen bleiben oder müssen gehen.
Wir laden Ballast auf, ohne zu bedenken, dass der Platz um sich zu bewegen stets geringer wird, und uns letztendlich die Luft zum Atmen nimmt.

Die Sonne scheint – wir rüsten uns für den nächsten Wolkenbruch,
es regnet – wir lassen uns überschütten.
Es stürmt – wir stellen uns der Kraft entgegen,
nichts bewegt sich und wir zappeln herum,
aus Angst, nicht vom Fleck weg zu kommen.
Wir legen uns schlafen, ohne zu wissen, was der neue Morgen bringen mag, und durchdenken alle Eventualitäten bis ins Detail.
Wir setzen die Segel, ohne Aussicht auf Wind.
Wir ändern die Richtung, ohne Land zu sehen.
Wir nehmen unser Leben in unsere Hände,
ohne ihnen zu vertrauen und ohne den Glauben an ihre Kraft.
Wir glauben im Jetzt zu leben, ohne den Augenblick anzunehmen, so wie er ist.
Ein Geschenk – das nicht stets unseren Wünschen entspricht.

Lauferei

Lauferei

LUV (die zum Wind gekehrte Segelseite)

Du bewegst dich auf schwankendem Untergrund,
fühlst dich sicher.
Selbst wenn du dir einen blauen Fleck einfängst, weisst du, um deine Standhaftigkeit und die Ausgeglichenheit deines Körpers.
Du folgst den Kommandos, weisst dabei manchmal gar nicht um ihren Sinn.
Du blickst in die Sonne und fühlst ihre unerschöpfliche Energie.
Du fühlst den warmen Wind auf deiner Haut und kennst seine ungebremste Kraft.
Du hörst die Geräusche des Meeres, und weisst um seine Gewalt und Macht.
Du blickst nach vorne uns siehst nichts, kein Anfang und kein Ende.
Du fühlst dich getragen, umhüllt von Glauben und Urvertrauen.
Du hast keine Angst, denn dein Leben liegt in guten Händen, die dir niemals böses wollen und dich stets beschützen.

Du sitzt auf dem Schiff, das deinen Namen trägt und lässt dich treiben auf dem Fluss deines Lebens.
Im richtigen Moment legst du deine Hände an die Seile, um deinen Weg zu erleichtern.
Leicht – frei und mit neugierigem Blick.

Ich wünsche euch, stets eine Handbreit Wasser unterm Kiel.

Von Herzen
Erika

Über Erika

Mein Nachname ist Programm in meinem Leben. Immer in Bewegung, selten still, oft schweigend, mit offenen Augen das Leben und die Welt beobachten. Mit den Gedanken einen Schritt voraus und den Gefühlen einen Schritt hinterher. Immer öfter bewusst im Moment, häufig auf Reisen irgendwo zwischen Himmel und Erde, mit festen Boden unter den Füssen. Liebe die Berge und das Meer, brauche Bäume zum auftanken und das Meer zum loslassen. Was ich dabei erlebe, entdecke und beobachte - darüber schreibe ich.
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