Von Bankerl zu Bankerl

„Hier verändert sich so schön nichts!“ Sagte ich, auf dem Bankerl vorm Hotel sitzend. Es ist noch früh am Morgen und ich blinzle in die Sonne, die sich zwischen den dicken Wolken durchkämpft.

Valchava im Val Müstair / Graubünden

Lauferei – Valchava im Val Müstair / Graubünden

Nach 2 Wanderungen im Tal, da der Winter seinen Mantel über die Berge gelegt hat und die Bergspitzen von Wolken und Nebel verhüllt waren, kribbelt es in meinen Beinen und ich weiss, ich werde hoch über die Waldgrenze laufen.

Lauferei - Wanderweg zwischen Lü und Alp Champatsch

Lauferei – Wanderweg zwischen Lü und Alp Champatsch

Magisch angezogen, als würde er mich rufen, gibt es kein Halten mehr. Ab Lü laufe ich Richtung Alp Champatsch, weiter hoch zum Pass da Costainas Richtung God da Tamangur. (Arvenwald)

Oben angekommen rutschen alle Gedanken den Hang hinab und ich stehe an dem höchsten Punkt meiner Wanderung, tief einatmend und mit diesem unbeschreiblichen Gefühl im Herzen, sobald sich vor mir die ganze Bergwelt öffnet und mein Körper, Geist und meine Seele leicht und frei werden.

Wenige Schneefelder liegen auf meinem Weg. Die noch braune, karge Landschaft wird von blühenden Erika`s erleuchtet und vielen, kleinen Berganemonen, die langsam ihren Kopf der Sonne entgegen strecken.

Lauferei - Berganemonen und Erika`s

Lauferei – Berganemonen und Erika`s

Richtung Alp Astras, gen Norden, sehe ich sie schon, die dicken Regenwolken. Doch noch bläst mir der warme Südwind in den Rücken.

Lauferei - Blick Richtung Alp Astras und Tamangur

Lauferei – Blick Richtung Alp Astras und Tamangur

Bei der Alp setze ich mich auf die Bank und mache Brotzeit. Und es beginnt zu regnen und zu schneien. Der Wind hat sich gedreht und bläst mir eiskalt ins Gesicht.

Tamangur – diese unerklärliche Faszination und Anziehungskraft muss auch an diesem Tag warten. Aber bei meinem 3. Anlauf, eines Tages, werde ich nicht vom schlechten Wetter zurück getrieben.

Lauferei - Arve

Lauferei – Arve

Am Pass Costainas steht ein kleines Häuschen und ein Bankerl. Hier scheint mir die Sonne ins Gesicht und der Himmel zeigt mir sein schönstes Blau.

Lauferei

Lauferei

Auf der Ebene der Alp Champatsch wird meine Murmeli-Beobachtung von herunterfallenden Steinen unterbrochen. Ich schaue auf die Bergflanke, über die ich herunter gelaufen bin und sehe eine Gruppe Steinböcke. 2 Böcke und 3 Mädels, die trächtig sind. Bündner Steinböcke sind so freundlich und werfen mit Steinen, damit sie gesehen und bewundert werden. Ich setze mich auf die Wiese und schaue ihnen zu, wie sie langsam die Flanke durchqueren und vergesse die Zeit.

Auf meinem Rückweg blinzeln kleine, fast pinkfarbene Lärchenzapfen auf zartem Grün. Die Natur ist so voller Kraft und Energie.

Lauferei - Lärchenblüte

Lauferei – Lärchenblüte

Zurück im Hotel sitze ich zufrieden, erfüllt und müde auf dem Bankerl an der Hauswand.

„Alles verändert sich ständig, ob wir es bemerken oder nicht.“, denke ich. Und während Altes geht und Neues kommt, werden diese alten Arven noch lange an ihrem Platz bleiben, wachsen und gedeihen.

Lauferei - Arve

Lauferei – Arve

 

Einen kraftvollen, herzlichen Gruss

Erika

 

Tamangur – grösster, zusammenhängender Arvenwald zwischen Val S-charl und Val Müstair im Engadin

Über Erika

Mein Nachname ist Programm in meinem Leben. Immer in Bewegung, selten still, oft schweigend, mit offenen Augen das Leben und die Welt beobachten. Mit den Gedanken einen Schritt voraus und den Gefühlen einen Schritt hinterher. Immer öfter bewusst im Moment, häufig auf Reisen irgendwo zwischen Himmel und Erde, mit festen Boden unter den Füssen. Liebe die Berge und das Meer, brauche Bäume zum auftanken und das Meer zum loslassen. Was ich dabei erlebe, entdecke und beobachte - darüber schreibe ich.
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24 Antworten zu Von Bankerl zu Bankerl

  1. Arabella schreibt:

    Eine Lerchenblüte in solcher Pracht habe ich noch nicht gesehen.
    Einen sehr lieben Gruß zu dir.

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  2. marliesgierls schreibt:

    Auch ich habe solche Lärchenblüte noch nie gesehen,nun wenigstens auf einem Foto, aberich werde bald zu unserem Lärchenwald aufbrechen, vielleicht werde ich da fündig, am Sonntag wollen wir da eh hinreiten, vielleicht habe ich Glück.
    Ein schöne Tour war das wieder und so langsam werde ich immer sicherer, falls dieses Jahr ein paar Tage Urlaub möglich sind, werde ich wandern, in den Bergen, ich habe solche Sehnsucht!!!! Du bist schuld, Erika! Immer weckst Du die Sehnsucht nach der Bergwelt in mir. Aber vielleicht ist das auch gut so,
    Lieben Gruß Marlies

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    • Erika schreibt:

      Die Sehnsucht ist schon gut, denn die Berge gehören zu dir, wie das Meer auch zu mir gehört und mich oft die Sehnsucht packt.
      Viel Spass und Glück bei eurem Ausritt und der Suche nach der Lärchenblüte. Jetzt ist die beste Zeit. Lieber Gruss

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  3. ohneeinander schreibt:

    Hach, war das schön mit dir zu wandern 😉

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  4. 🔆Sigrid🔆 schreibt:

    Du hast mich wieder mal mitgenommen auf eine Wanderung und besonders freut mich, dass du eine blühende „Erika“ gesehen hast. Da muss doch dein Herz lachen, gell? Aber ich sehe schon, dass es noch nicht weit her ist mit dem Frühling in deinen Bergen. Ich mag ja am liebsten Weingegenden, weil dort das Klima so mild ist ….. 😀 Liebe Grüße
    🔆Sigrid🔆

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    • Erika schreibt:

      Vielen Dank liebe Sigrid. Unter Erika`s ist die Erika niemals allein und normalerweise ist das Münstertal durch das Wetter vom Südtirol begünstigt. Doch der Wintereinbruch hat den Frühling gebremst. Andererseits kann ich je nach Höhe dem Frühling hinterher laufen.

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  5. Random Randomsen schreibt:

    Danke fürs Mitnehmen. 🙂
    Vor allem die Bilder der Pflanzenwelt finde ich sehr berührend. Ich mag ja die Pflanzen der eher unwirtlichen Gegenden tendenziell lieber als die Gewächse der ‚Weicheigegenden‘. 🙂 Vor allem finde ich die verschiedenen Charaktere so spannend. Die freundlich-fröhlichen Erika neben dem etwas unwirschen Wacholder. Und im Vordergrund die fast übermütige Anemone. Oder eben die Lärche – sanft und doch stark. Und dann eben die manchmal fast grantig wirkenden aber doch liebenswürdigen Arven.

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  6. Arno von Rosen schreibt:

    Ich liebe deine außergewöhnlichen Berichte und Bilder, vielleicht weil ich früher auch in den Bergen war und immer ein bisschen den Duft in der Nase habe beim Lesen :-

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    • Erika schreibt:

      Herzlichen Dank lieber Arno. Wer die Berge gut kennt, so wie du, der weiss und fühlt die Welt von der ich berichte. Und ich freue mich immer sehr über dein Mitkommen.

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  7. allesistgut schreibt:

    Diese Arvenwald würde ich auch gerne mal besuchen. Deine Aufnahmen sind wunderbar. Diese pinkfarbenen Lärchenzapfen sind der Hammer, auch die Anemone und die Erika und die ach so geliebten Berge sowieso.
    Liebe Grüße. 😉

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    • Erika schreibt:

      Danke dir. Reserviere dir Pfingsten 2017 und komme mit wandern. Tamangur steht definitiv auf dem Programm. Und Anfang Juni werden hoffentlich noch viel mehr Blumen blühen.

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  8. kowkla123 schreibt:

    ist ja ein schöner Beitrag, liebe Erika, wünsche ein superschönes Wochenende

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  9. Wollwesen schreibt:

    Schön, so viele Bilder von Arven zu sehen, wo ich doch bis vor kurzem noch gar nicht wußte, was eine Arve ist…und über die Lärchenblüte war ich sehr erstaunt, das habe ich noch nie gesehen, so eine Farbe…!

    Mach´s gut, liebe Erika, bis bald, bin nun erst einmal auch im Urlaub,
    lieber Gruß,
    Helga

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  10. Heidrun Regina schreibt:

    Sooo schön beschrieben – in Wort und Bild! DANKE. Das war heute mein Sonntagsausflug, den ich sehr genossen habe!!

    Gefällt 1 Person

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